Hallenberg/ Cochabamba: Seit nun mehr als einem Jahr unterstützt der Verein „Building One World“ das „Haus der Kinder (Casa de los Niños) in Cochabamba, Bolivien. Vereinsmitglied Julian Mönxelhaus war vor Ort und berichtete über die großartige Arbeit von Aristides und seiner Frau Tanja. Ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche leben, die sonst keine andere Zufluchtsstätte haben. Von den eigenen Familien auf Grund von Krankheiten oder körperlichen sowie kognitiven Beeinträchtigungen auf der Straße zurückgelassen, leben sie nun an diesem Ort der Unterstützung und Hoffnung. Viele von ihnen werden außerdem erneut mit ihren Familien zusammengebracht, die mit Hilfe von Aristides und seinem Team ausfindig gemacht werden und zur Verantwortung für ihre Kinder gebracht werden

Mehr als 500 Personen leben mittlerweile im Casa de los Niños Wie Aristides mitteilte, gibt es wenig Platz für so viel Bedarf von Kindern und Jugendlichen, die die Hilfe und Unterstützung dennoch so dringend benötigen. Oft müssen Familien mit ihren Kindern, die nach einer Unterkunft anfragen, mit schwerem Herzen weggeschickt werden. Das Gelände des Casa de los Niños ist wie eine kleine Stadt am Rande der Metropole Cochabamba. Die wenigen Häuser, die vor Ort bereits bestehen, sind durch die Witterung und die Zeit baufällig und renovierungsbedürftig geworden. Besonders in den kurzen Monaten der Regenzeit wird die flache Ebene der sich auf 3.000 Meter hohen Stadt oftmals überschwemmt und hinterlässt Spuren an den sowieso sehr maroden Häusern. „Man bräuchte doppelt so viele Unterkünfte, um den Bedarf zu decken. Dazu fehlt jedoch das Geld. Viele Kosten gehen in die medizinische Versorgung unserer Bewohner“, so Aristides.

Mithilfe des Hallenberger Vereins und der Unterstützung der Spender wurde im letzten Jahr bereits eine finanzielle Hilfe aus Deutschland ermöglicht. Zum einen wurde bei der medizinischen Versorgung geholfen. Viele Medikamente sind sehr teuer und müssen selbst finanziert werden. Eine Kostenübernahme durch das Gesundheitssystem ist nicht möglich. Viele Kinder und Jugendliche leiden an chronischen Erkrankungen wie beispielsweise HIV/ AIDS oder Hepatitis, die eine dauerhafte medizinische Versorgung erfordern. Außerdem benötigen viele Kinder und Jugendliche Krankenhausaufenthalte auf Grund von Chemotherapie oder müssen als Notfall stationär aufgenommen werden. Diese Kosten nehmen einen Großteil des vorhandenen Budgets ein. Eine Unterstützung von Seiten der bolivianischen Regierung gibt es nicht. Auch durch die Hilfe aus Deutschland konnten deshalb einige dieser Kosten durch die Spenden übernommen werden. Darüber hinaus wurde der dringend notwendige Kauf von Rollstühlen für körperlich beeinträchtigte Bewohner ermöglicht. Viele Kinder und Jugendliche haben körperliche Behinderungen und konnten sich bisher nur wenig und mit größter Unterstützung fortbewegen. Die neuen Rollstühle sollen helfen, sie in der Eigenständigkeit zu fördern.

Eine weitere Unterstützung bot Building One World in der Erneuerung der Häuser. Durch die Spenden konnten Materialkosten und die Fachkräfte bezahlt werden. Außerdem soll die Wasserversorgung verbessert werden. Dazu müssen Brunnen gebaut und Leitungen verlegt werden. Es gibt sehr viel Bedarf zur Verbesserung der Lebensumstände der vielen Bewohner des Heimes, welche auch in Zukunft durch finanzielle Unterstützung aus Deutschland geschehen soll. Nicht zuletzt, weil der Bedarf stetig wächst und viele neue Bewohner in das Heim vermittelt werden könnten.

Der acht Monate alte Kenny ist einer der neuen und jüngsten Bewohner des Casa de los Niños. Er wurde Ende Januar von der umliegenden Kinderklinik zu Aristides und seiner Frau Tanja gebracht. Wie ihnen mitgeteilt wurde, hatte Kenny in seinem bisher kurzen Leben bereits monatelange Operationen hinter sich. Vor einigen Monaten wurde er mit schweren Schädelfrakturen in die Kinderklinik gebracht, nachdem seine Eltern ihn gewaltsam auf den Boden geworfen hatten. In mehreren, schwierigen Operationen wurden die Frakturen behoben und sein Schädel wieder zusammengesetzt. Durch die schwerwiegenden Frakturen ist außerdem seine linke Netzhaut beschädigt. „Kenny ist ein 8 Monate alter Junge, so zerbrechlich und schwach, dass wir manchmal Angst haben, ihn in unseren Armen zu halten. Kenny ist ein Kind, das auch einen tiefen Bruch im Herzen erlitten hat“, so erzählt mir Aristides. Im Casa de los Ninos wird sich gut um Kenny gesorgt. Nicht nur von Aristides und Tanja, sondern auch von den vielen Familien, die im Heim leben. Im Casa de los Ninos bekommt er die Zuneigung und Liebe, die ihm in seinem bisher kurzen Leben verweht blieb. An diesem wunderbaren Ort kümmert man sich gegenseitig umeinander.

Diese notwendige und großartige Arbeit von Aristides und seinem Team möchten wir auch weiterhin von Deutschland aus unterstützen. Die tägliche Herausforderung und Belastung der vielen Schicksale der Kinder und Jugendlichen sowie Familien zerrt am Team vor Ort, die trotzdem mit voller Hingabe die vielen Menschen unterstützen und ihnen ein Leben mit Bildung, medizinischer Versorgung und vor allem ein Leben in Würde ermöglichen.

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