SONY DSCSidiki ist gerade erst 18 Jahre alt geworden und ein groß gewachsener, bildhübscher Kerl. Er stammt aus Guinea in Westafrika (südlich von Mali) und wohnt seit fast einem Jahr in Hallenberg. Ihm wurde zum lebensgefährlichen Verhängnis, dass er sich in der Schule kurz vor seinem dem Abitur vergleichbaren Abschluss in eine Mitschülerin verliebte. Deren Vater war jedoch ein hochrangiger Militär-Funktionär und hatte bereits einen anderen Ehemann für eine Zwangsheirat mit seiner Tochter vorgesehen. In Guinea hat ein als äußerst skrupellos bekanntes Militär-Regime die Macht inne; für den Vater war es somit ein Leichtes, den unerwünschten Freund seiner Tochter aus dem Weg zu schaffen.

Auch Sidikis Eltern sind vom Militär umgebracht worden, von seiner Familie lebt nur noch sein jüngerer Bruder.

Freunde schafften es, Sidiki rechtzeitig zu warnen, so dass er sein Elternhaus durch einen Hintereingang verlassen konnte, als die Militär-Kräfte schon an der Haustür waren.

Nach einer anstrengenden Flucht durch verschiedene Länder und Aufnahmelager befindet sich Sidiki nun seit März 2013 in Hallenberg. Hier hat er die ersten Wochen ganz allein in einem Container gewohnt, ohne irgendjemanden zu kennen oder zu wissen, wo er Hilfe bekommen konnte. Durch diese Umstände und seine ganzen Erlebnisse an sich hat Sidiki bis heute Schlafprobleme und wird jede Nacht von Albträumen gequält. Mittlerweile hat er drei Mitbewohner aus Afghanistan, Pakistan und Eritrea, mit denen er sich sehr gut versteht.

Ende Januar traf er durch Zufall einen weiteren Asylbewerber aus Guinea, der gerade ganz frisch in Hallenberg angekommen war und den er an seinem Heimatdialekt erkannt hat. Seit März hat er auch endlich wieder Gelegenheit, seinem Hobby „Trommeln“ zu frönen, denn er probt im Hallenberger Jugendblasorchester mit und lernt dort gerade Sauerländer Schützenfestkultur kennen! Außerdem hat das Berufskolleg Olsberg es möglich gemacht, dass er momentan dort als Gasthörer und ab dem nächsten Schuljahr als normaler Schüler den Unterricht besuchen und somit einen Schulabschluss erwerben kann.

Neben seiner Muttersprache spricht Sidiki fließend englisch, französisch, arabisch und mittlerweile auch schon ziemlich gut deutsch. Seine Mitbewohner necken ihn mit dem Spitznamen „Prinz“, weil er trotz seiner fast zwei Meter Körpergröße als Jüngster gerne das Nesthäkchen gibt und sich bedienen lässt. Aber seinem strahlenden Lächeln und seinem Charme kann einfach keiner böse sein!

Hoffentlich hat er bald wieder ganz oft Grund, dieses Lächeln zu zeigen.

 

Die Geschichte von Sidiki ist am 9. April auch in der Westfalenpost erschienen, die anderen werden noch veröffentlicht.

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